Gesmolder KirmesGessem - Wir sehen uns

Gesmolder Kirmes
 
10.08.2010

Geschichte Kirmes

Gessem Kiärmis - Die große alte Dame des Grönegaus feiert ihren Geburtstag. 500 Jahre wird sie alt. Ortsbürgermeister Michael Weßler bezeichnet die Gesmolder Kirmes gern mit einem Schmunzeln als das größte Familienfest der Welt, zu dem auch viele auswärts lebende Gesmolder wieder nach Hause kommen.

Nicht nur für ihn strahlt sie Gemeinschaft, Leben und Freude pur aus. Pastor Andreas Loheide sieht die Einheit zwischen dem Kirchweihfest und der Kirmes und das Feiern in der Gemeinschaft, wie die Christen es überall auf der Welt halten. Selbst die Schausteller freuen sich auf diese Kirmes mit dem besonderen Flair. Viele von ihnen sind schon über Generationen jedes Jahr dabei.

Durch die Wirren des 2. Weltkrieges fand die Gesmolder Kirmes nicht mehr statt. Zwei Jahre nach Kriegsende, am 14.und 15. September 1947 ließ mein Mann, Christian Breeck, die Kirmes wieder aufleben. Im Alter von 19 Jahren begann er mit den Vorbereitungen zum Neuanfang der Gesmolder Kirmes. Sein Vorhaben stieß erst auf Widerstand in der Gemeinde, da viele Vermisste und Gefallene, auch in der Familie Breeck, zu beklagen waren. Aber die Jugend wollte wieder froh sein und feiern und so nahm das Vorhaben seinen Lauf. Christian plante zum Beispiel ein Tanzzelt auf seinem Grundstück aufzubauen, in dem eine gute Kapelle spielen sollte. Dafür konnte er die ehemalige Militärkapelle aus Spenge in großer Besetzung (12 Personen) verpflichten. Für das Zelt musste er mit Pferd und Wagen bis hinter Borgloh zum Strubberg fahren, um Stühle und Tische zu besorgen. Damals mussten dem Zeltverleger noch einige starke Männer gestellt werden, um das Gerüst aus Holz zum Stehen zu bekommen. Der Aufbau war sehr mühselig. Der Platz war damals noch sehr abschüssig und das Zelt musste von einer Seite mit Holzbierfässern untermauert werden, damit es gerade stand.

Mit Getränken war es noch sehr schlecht bestellt. Die Brauerei O.A.B. Osnabrück durfte nur Bier liefern, das mehr Wasser als Hopfen zum Inhalt hatte. Außerdem gab es damals ein rosafarbiges Getränk, das man Sprudel nannte. Viele werden sich noch an den Namen erinnern: Regina. Im Verborgenen blühte die „Schwarzbrennerei“, diese war bei hoher Strafe verboten. Einige „findige Köpfe“ besorgten mehrere Flaschen, so dass die Stimmung im Aufwind war. Damals war in Gesmold der Polizist Erich Braune zuständig. Wenn er in Vollmondnächten seine Rundgänge durch den Ort machte und sah, dass irgendwo ein Schornstein dampfte, sprach er kurz mal vor und ermahnte die Leute. Für seine „Ermahnung“ bekam er dann eine Flasche gratis. Verraten oder angezeigt habe er aber niemanden.

Schon 1948, nachdem nun das Zelt, eine Schiffschaukel, ein Karussell und mehrere Verkaufsstände auf dem Platz vor dem Hause Breeck platziert waren, mussten andere Stände auf den alten Schulhof ausweichen, heute die Wiese zwischen Breeck und Heggemann, denn die damalige englische Militärregierung hatte verboten, Stände an der Straße aufzubauen.

Um die Vorfreude zu steigern, gab mein Mann immer täglich eine Annonce in der Zeitung auf, die auf die Gesmolder Kirmes hinwies: „ Noch 14 Tage bis zur Gesmolder Kirmes“, „noch 13 Tage bis zur Gesmolder Kirmes“,… Außerdem hängte er ein großes Werbetransparent über der Straße auf dem „Kurrel“ auf, womit er sich allerdings Polizeibesuch einhandelte. So etwas war im damaligen Kreisgebiet verboten. Er hatte aber nichts zu befürchten, denn schlauerweise hatte er den Werbebanner zwei Meter außerhalb der Kreisgrenze angebracht. Mit soviel Werbung war es kein Wunder, dass bereits die ersten Kirmesveranstaltungen nach Kriegsende sehr gut besucht waren. Somit wurde die Kirmes nach dem gelungenen Auftakt in den folgenden Jahren immer weiter ausgebaut.

Die heutige Technik der Fahrgeschäfte lässt nicht mehr erahnen, mit welchen Mühen in früheren Zeiten der Aufbau verbunden war. So musste auf dem damaligen Acker, neben dem Parkplatz Breeck, heute Grundstücke Familien Pabst und Gansefort, für die Raupenbahn der Unterbau ca. 1,50 – 2,00 m tief schräg in das abschüssige Erdreich eingegraben werden. In den ersten Jahren nach dem Krieg war der Kirmesplatz eine Wiese. In nassen Jahren musste der Aufgang mit Sägespänen und Tannenzweigen einigermaßen begehbar gemacht werden. Erst als Christian den Platz befestigen und pflastern ließ, wurde er ein gern angenommer Standplatz, auch für die Schausteller.

Bis zum 2. Weltkrieg war die Gesmolder Kirmes mit einem Viehmarkt verbunden, der aufgrund einer Seuchensperre im Jahr 1880 in die Schlossallee verlegt wurde. Daraus ist die „Ziegen-Kiärmes“ entstanden. Treu geblieben sind einige Gesmolder dieser Tradition noch bis ca. 1980: Einen Tag nach Kirmesende führten mehrere junge Männer in Erinnerung an die „Ziegen-Kiärmes“ zwei weiße Ziegen durch die Gaststätten des Ortes. Eine Ziege musste allerdings ins Abseits gestellt werden, da sich die zwei Huftiere äußerst aggressiv begegneten. „Lassy“, die andere Ziege, meinte wohl, dass sie das ältere Recht habe, die jungen Männer zu begleiten. War sie doch in den vergangenen Jahren bei den Zügen durch die Gemeinde auch schon dabei gewesen.

Dass die Gesmolder Kirmes nach Kriegsende nur am Sonntag und am Montag gefeiert wurde, mag manchen jungen Gesmolder Bürger verwundern, denn der Haupttag ist heute der Samstag. Doch von jeher ist der Montag der „Gesmolder Tag“. Der Samstag ist erst im Jahr 1969 dazu gekommen. Einmal im Jahr treffen sich die Gesmolder auf ihrer Kirmes und genießen ihr Fest in familiärer Atmosphäre. Auch ich freue mich jedes Jahr wieder darauf.

Maria Breeck

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